Thomas Kling, geboren am 5. 6. 1957 in Bingen; Kindheit und Jugend in Düsseldorf. Lebte zeitweilig in Wien und Köln; längerer Aufenthalt in Finnland; 1983 erste Lesung in den Margareten-Sälen in Wien; Auftritte mit dem Schlagzeuger Frank Köllges. 1984 Mitarbeit am Düsseldorfer Literaturtelefon. Kling war Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. Er lebte und arbeitete auf der ehemaligen Raketenstation Hombroich bei Neuss. Kling starb am 1. 4. 2005 in Monschau.
* 5. Juni 1957
† 1. April 2005
von Hermann Korte
Essay
„Thomas Kling: Poesie Gratwanderer, Poesie Lunatiker, mit dem Selbstauslöser Sprachbilderkataloge generierend, er selbst in kunstanarchischer Pose davor, nämlich als Magier einer ins nächste Jahrtausend weisenden Sprachverwirklichung.“ So porträtierte Friederike Mayröcker einen Lyriker, der sich, wie ihre Eloge (in: „Die Zeit“) fast überschwänglich demonstriert, in die vorderste Reihe deutschsprachiger Lyrik geschrieben hat: einen Autor, dessen Arbeitsmaterial die Sprache ist und zu dessen Selbstdarstellung Nonkonformismus und Provokation gehören.
Thomas Klings Werk ist das Paradigma eines literarischen Glücksfalls. Schon der erste Gedichtband, „Erprobung herzstärkender Mittel“ (1986), mit einer „Zuschreibung“ Mayröckers versehen, überrascht mit seiner Sprachperformance-Technik, die in ihrer sperrig-irritierenden, aber keineswegs willkürlich-beliebigen Art in Diktion und Verfahren das Kunststück fertig brachte, einen unverwechselbaren ‚Thomas-Kling-Vers‘ zu produzieren. Aus der Retrospektive betrachtet, liest sich das erste ...